Gastroösophageale Refluxkrankheit

Gelegentlicher Rückfluss von Säure aus dem Magen in die Speiseröhre ist tagsüber ein normaler Vorgang. Anders verhält es sich bei einer GERD (Gastroesophageal Reflux Disease) oder GÖRK (Gastroösophageale Refluxkrankheit), wo der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre belastende Symptome, Beschwerden oder Komplikationen nach sich zieht. Solche belastenden Symptome und Beschwerden können zum Beispiel häufiges Sodbrennen (Pyrosis) sein. Eine GERD lässt sich jedoch auch allein aufgrund des Nachweises von Reflux oder Refluxfolgen diagnostizieren, z.B. durch pH-Metrie (Messung des Säuregehaltes in der Speiseröhre), Impedanzmessung (Messung des Zurücklaufens von nicht saurem Mageninhalt mittels Widerstandsmessung zwischen zwei Elektroden), Endoskopie (bildgebende Untersuchung der Speiseröhre mit einem Endoskop) und Histologie (Untersuchung von Gewebe unter dem Mikroskop).1

Unter einer GERD werden laut AWMF-Leitlinie erosive Refluxösophagitis verschiedener Schweregrade (ERD), nicht-erosive Refluxkrankheit (NERD), hypersensitiver Ösophagus, extraösophageale Manifestationen, Komplikationen der GERD, funktionelle Refluxbeschwerden und der Barrett-Ösophagus gefasst. Außerdem unterscheidet man zwischen primärer Refluxkrankheit, bei der die Ursache unbekannt ist, und sekundärer GERD, bei der die Erkrankung auf einen Auslöser zurückgeführt werden kann. 

 

Bei der ERD sind die Schleimhautläsionen endoskopisch nachweisbar, bei den NERD fehlen diese und die Beeinträchtigung der Lebensqualität des Patienten steht im Vordergrund. Beim hypersensitiven Ösophagus ist der Reflux zwar noch innerhalb einer definierten Norm, aber die Patienten leiden an Sodbrennen und Schmerzen. Zu den extraösophagealen Manifestationen zählen Husten, Zahnerosion, Asthma oder Kehlkopfentzündungen. Funktionelle Refluxbeschwerden liegen bei Sodbrennen ohne gesteigerten Reflux vor. Beim Barrett-Ösophagus kommt es zur Umwandlung des Plattenepithels der Speiseröhre infolge der Refluxkrankheit bzw. der chronischen Entzündung der Speiseröhre.

Mit einer Prävalenz von 15% zählt die GERD zu den häufigen Erkrankungen in den Industrieländern.2

 

Zu den typischen Refluxbeschwerden zählen Sodbrennen, saures und nicht saures Aufstoßen sowie Säureregurgitation (Rückströmen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre). Häufig werden vom Patienten auch Schmerzen in Brust und Oberbauch berichtet, Schluckstörungen, Odynophagie (schmerzhafte Schluckstörung), Brennen im Rachen, Dysphonie (Stimmstörungen), Räuspern und Reizhusten. Insbesondere in liegender Position oder beim Bücken kommt es bei einer GERD zum Reflux.3

 

Hauptursache des Reflux ist eine Schwächung des unteren Ösophagussphinkters (Muskelring am unteren Ende der Speiseröhre), oft in Zusammenhang mit einer vermehrten Produktion von Magensäure. Adipöse, Schwangere und Patienten mit einer Hiatushernie (Verlagerung von Magenanteilen in die Brusthöhle) leiden häufig unter Reflux. Starker und vermehrter Reflux schädigt die Ösophagusschleimhaut und führt zu Entzündungen.4

 

Komplikationen der GERD in der Speiseröhre

Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
Ösophagusstenose (Verengung der Speiseröhre)
Barrett-Ösophagus (Umwandlung des Plattenepithels der Speiseröhre infolge der Refluxkrankheit)
Adenokarzinom (bösartiger Tumor des Drüsengewebes)5

 

Therapie der GERD

Zur Kontrolle oder Beseitigung von Refluxsymptomen stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Zu den Allgemeinmaßnahmen zählt man Lebensstil- und Ernährungsumstellung (z.B. Verzicht auf individuell unverträgliche Speisen wie beispielsweise Kaffee, scharfe Gewürze oder stark fetthaltige Speisen, Reduktion von Gewicht, Vermeidung von Spätmahlzeiten). Das Vermeiden von Alkohol und Rauchen hat nach AWMF-Leitlinie keinen Effekt auf die Symptome der GERD, ist aber als allgemein gute Empfehlung anzusehen.

 

Medikamente, die bei GERD eingesetzt werden

Protonenpumpeninhibitoren: hemmen die Säuresekretion im Magen
Antazida: neutralisieren die Magensäure
Alginate: bilden eine Barriereschicht, die auf dem Flüssigkeitsspiegel des Magens schwimmt
Prokinetika: erhöhen den Sphinkterdruck und führen zu einer schnelleren Magenentleerung
H2-Antagonisten: vermindern die Säurebildung im Magen

 

Chirurgische Verfahren

Operative Behandlung eines Zwerchfellbruchs, Fundoplikatio (Manschette, die aus dem Magenfundus gebildet und um die Speiseröhre geführt wird), Implantation eines Magnetbandes, das um die Speiseröhre gelegt wird. 6

 

Medizinprodukte

Polysaccharide in Verbindung mit Poloxameren: Natrium-Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure-Natriumsalz und Poloxamer 407 bilden einen bioadhäsiven Film auf der ösophagealen Schleimhaut, der diese vor der Einwirkung der im Magen gebildeten Salzsäure schützt. 7,8

 

1 H. Koop et al, S2k-Leitlinie 021/013 Gastroösophageale Refluxkrankheit, 05/2014
2 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S2k-Leitlinie 021/013 Gastroösophageale Refluxkrankheit. Aktueller Stand: 05/2014. URL: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-013l_S2k_Refluxkrankheit_2014-05.pdf
3 H. Koop et al, S2k-Leitlinie 021/013 Gastroösophageale Refluxkrankheit, 05/2014. URL: https://www.apotheken.de/krankheiten/4292-gastrooesophageale-refluxkrankheit-gerd.
4 https://www.netdoktor.de/krankheiten/refluxkrankheit/
5 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S2k-Leitlinie 021/013 Gastroösophageale Refluxkrankheit. Aktueller Stand: 05/2014. URL: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-013l_S2k_Refluxkrankheit_2014-05.pdf
6 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/71702/Magnetband-gegen-Reflux
7 Savarino V, Pace F, Scarpignato C: Randomised clinical trial: mucosal protection combined with acid suppression in the treatment of non-erosive reflux disease – efficacy of Esoxx, a hyaluronic acid–chondroitin sulphate based bioadhesive formulation. Aliment Pharmacol Ther 2017; 45: 631–642.
8
Palmieri B: Fixed combination of hyaluronic acid and chondroitin-sulphate oral formulation in a randomized double blind, placebo controlled study for the treatment of symptoms in patients with non-erosive gastroesophageal reflux. European Review for Medical and Pharmacological Sciences, 2013; 17: 3272-3278.