Geburtseinleitung

Geburtsvorbereitung

Eine Geburt ist etwas ganz Besonderes und Einmaliges, auf das man gut vorbereitet sein möchte. Nicht umsonst nimmt heute fast jede Schwangere allein oder mit ihrem Partner an einem Geburtsvorbereitungskurs teil.1

Zur Vorbereitung gehört auch die Anmeldung in einer Geburtsklinik (ca. 34. Schwangerschaftswoche (SSW)) und das Packen der Kliniktasche (ab ca. 36. SSW).

Eine Checkliste zum Packen der Kliniktasche finden Sie hier

Anzeichen für eine bevorstehende Geburt

Es gibt typische Anzeichen für den Geburtsbeginn:2

  • einsetzende Wehen
  • Abgehen des Schleimpfropfes vom Gebärmutterhals
  • Blutung
  • Abgang von Fruchtwasser

 

Weitere körperliche Anzeichen einer Geburt: Der Gebärmutterhals verkürzt sich und der Muttermund öffnet sich.3

Die Reife des Gebärmutterhalses bzw. des Muttermundes wird anhand des sogenannten Bishop-Score bestimmt. Hierbei werden die Konsistenz und Weite des Muttermundes, die Lage und Verkürzung des Gebärmutterhalses und die Position des Kindes im Becken beurteilt.4

 

Geburtsphasen

Der Prozess der Geburt lässt sich in drei unterschiedliche Phasen einteilen:2

  • Eröffnungsphase (endet mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes)
  • Austrittsphase (endet mit der Geburt des Kindes)
  • Nachgeburtsphase (endet mit der vollständigen Geburt der Nachgeburt (Plazenta))

 

Geburtseinleitung

Setzt der natürliche Prozess der Geburt nicht wie erwartet ein oder bestehen triftige Gründe für das Herbeiführen der Geburt (s. u.), kann man mithilfe verschiedener Methoden gezielt Wehen auslösen, um den Geburtsvorgang einzuleiten.

 

Wann wird eine Geburtseinleitung empfohlen?

Experten empfehlen folgende Richtschnur für die Einleitung einer Geburt bei Terminüberschreitung (40+1 SSW bis 41+6 SSW) oder Übertragung (ab 42+0 SSW):4

  • Ab 41+0 SSW: Es kann eine Geburtseinleitung angeboten werden.
  • Ab 41+3 SSW: Es sollte eine Geburtseinleitung empfohlen werden.
  • Ab 42+0 SSW: Eine Geburtseinleitung ist dringend zu empfehlen.

 

Wehen auslösen will gut überlegt sein

Die Einleitung einer Geburt soll den Körper dazu bewegen, die Geburt zu starten. Eine Einleitung ist eine Risikoabwägung zwischen dem künstlichen Start der vaginalen Geburt und den eventuell auftretenden Risiken bei einer Fortführung der Schwangerschaft für Mutter und Kind. Die Entscheidung sollte immer gut begründet sein und zusammen mit der werdenden Mutter getroffen werden.4

 

Mögliche Gründe für eine Geburtseinleitung:4

  • Terminüberschreitung oder Übertragung
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Abnorme Fruchtwassermengen
  • Unzureichendes Wachstum des Kindes
  • Akute Leberkrankheit in der Schwangerschaft
  • Bluthochdruck in der Schwangerschaft
  • Verdacht auf ein zu großes Kind

 

Geburt einleiten: Medikamentöse Methoden

Medikamente können die Gebärmutter und den Gebärmutterhals auf die Geburt vorbereiten und Wehen einleiten. Hierfür werden z. B. die menschlichen Hormone Prostaglandin oder Oxytocin künstlich hergestellt. Die sogenannten Prostaglandine werden eingesetzt, wenn der Gebärmutterhals sich noch nicht zurückgezogen hat und somit der Muttermund noch nicht reif ist.4 Man unterscheidet hier zwischen Produkten, die als Tablette geschluckt werden und solchen, die über die Vagina eingeführt werden. Das Wehenmittel Oxytocin kann eingesetzt werden, wenn der Muttermund reif ist und Wehen verstärkt werden sollen.4

Prostaglandine wirken u. a. auf zwei verschiedene Weisen:4,5

  • Prostaglandine lösen Wehen aus
  • Prostaglandine leiten die Reifung des Gebärmutterhalses ein

 

Prostaglandine als Tablette

Eine Geburtseinleitung ist durch Einnahme von Tabletten möglich, die gering dosiertes Misoprostol enthalten. Misoprostol ist ein sehr gut untersuchter und zugelassener Wirkstoff für die Geburtseinleitung.4

Prostaglandine über die Scheide

Prostaglandine, die durch die Scheide verabreicht werden, enthalten den Wirkstoff Dinoproston. Es stehen dabei unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung:4

  • Vaginaltablette
  • Vaginalgel
  • Vaginalinsert (Tampon)

Die Möglichkeiten unterscheiden sich weiterhin, wie tief sie eingeführt werden. Das Tampon wird beispielsweise tief in die hintere Scheide eingeführt und bietet den Vorteil, dass die Freisetzung des Wirkstoffes unterbrochen werden kann, wenn das Tampon gezogen wird.6

Oxytocin per Infusion

Ist der Muttermund reif und sollen die Wehen verstärkt werden, bekommt die Frau den Wirkstoff Oxytocin über die Vene direkt in das Blut verabreicht.7

 

Geburt einleiten: Mechanische Methoden4

Eine Einleitung kann auch „mechanisch“ ohne Medikamente erfolgen. Hier wird versucht, den Muttermund so zu stimulieren, dass körpereigene Hormone (Prostaglandine) ausgeschüttet werden, die das Öffnen des Muttermundes unterstützen und Wehen auslösen. Hierbei gibt es folgende Methoden:

  • Eipollösung: Versuch, das untere Ende der Fruchtblase von der Gebärmutter zu lösen4
  • Ballonkatheter: Ein Ballonkatheter ist ein kleiner Schlauch mit einem oder zwei kleinen Ballons an der Spitze. Dieser Katheter wird über die Scheide in die Gebärmutter eingeführt und dann mit einer Kochsalzlösung gefüllt. Durch die Ballons wird der Gebärmutterhals gedehnt. Hierdurch soll die Ausschüttung körpereigener Hormone angeregt werden, die den Muttermund „reifen“ lassen und Wehen auslösen. Die Effektivität des Katheters ist vergleichbar mit der medikamentösen Einleitung durch Prostaglandine.4
  • Amniotomie: Eröffnung der Fruchtblase; heutzutage als alleinige Maßnahme nicht mehr empfohlen4

 

Geburt einleiten: Alternative Methoden

Die meisten der nachfolgenden Methoden werden aufgrund gemachter Erfahrungen angewendet. Für diese Methoden liegen Daten im Rahmen von klinischen Studien vor, aufgrund der geringen Fallzahl konnte darin keine Aussage zur Sicherheit und Wirkung gegeben werden.4

 

Rizinusöl

Rizinusöl ist ein Abführmittel. Neben der abführenden Wirkung kann es Wehen auslösen. Der „Wehencocktail“ mit Rizinusöl war das erste medikamentöse Verfahren zur Geburtseinleitung in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.4

Es gibt einige weitere Methoden, die zur Geburtseinleitung angewendet werden können. Zu diesen Verfahren gehören u. a. der Nelkenöltampon, Geschlechtsverkehr, Akupunktur, Stimulation der Brustwarzen und homöopathische Verfahren.4

 

Wochenbett

Um die in der Schwangerschaft durchgemachten Veränderungen zurückzubilden, benötigt der Körper eine gewisse Zeit – das Wochenbett.8 Folgende Prozesse spielen sich in den 6 bis 8 Wochen nach der Geburt ab:9

  • der Wochenfluss (es handelt sich um abgestorbenes Material und Wundgewebe, dauert bis zu 6 Wochen)
  • die Nachwehen (die Gebärmutter zieht sich durch Kontraktionen auf ihre ursprüngliche Größe zusammen)
  • der Baby-Blues (Stimmungstief nach der Geburt, kann zu ernsthaften psychischen Problemen wie einer Depression werden)

 

Stillen

Muttermilch wird als die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge angesehen.10 Sie bietet ganz entscheidende Vorteile z. B. gegenüber Flaschenmilch:10

  • Sie hat immer die richtige Temperatur.
  • Sie ist dem Nährstoffbedarf des Kindes angepasst.
  • Sie ist kostenlos.
  • Sie ist immer sofort verfügbar.

 

Es wird empfohlen (abhängig vom Gedeihen und der Essfähigkeit des Kindes), bis mindestens zum Beginn des fünften Lebensmonats voll zu stillen und nicht später als zu Beginn des siebten Lebensmonats mit der Gabe von Breikost zu beginnen und nach und nach einzelne Stillmahlzeiten durch Breikost zu ersetzen.10 Wie schnell und intensiv dies geschieht, wird meist vom Baby mitbestimmt.

 

Referenzen

1 Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/geburt/geburtsvorbereitung/. Abgerufen am 02.11.2021.
2Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/geburt/geburtsphasen/. Abgerufen am 02.11.2021.
3DGHW. S3-Leitlinie Vaginale Geburt am Termin. AWMF 015-083. Stand 22.12.2020.
4DGGG, OEGGG, SGGG. S2k-Leitlinie Geburtseinleitung. Stand Dezember 2020. Addendum vom März 2021.
5Olson DM, Ammann C. Front Biosci 2007; 12: 1329–1343.
6Schneider et al. Die Geburtshilfe. 5. Auflage. Springer Verlag 2016. S. 754.
7Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/geburt/medizinische-eingriffe/geburtseinleitung-und-wehenmittel/. Abgerufen am 03.12.2021.
8Apotheken Umschau 2019. https://www.apotheken-umschau.de/familie/schwangerschaft/geburt/wochenbett-die-ersten-tage-nach-der-geburt-790619.html. Abgerufen am 01.12.2021.
9Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/wochenbett-rueckbildung/. Abgerufen am 01.12.2021.
10Frauenärzte im Netz. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/stillen/. Abgerufen am 01.12.2021.